26. Juni 2015
Es ist 4:30 Uhr. Der Wecker reisst mich abrupt aus meinen Träumen. Gut eine Stunde später sitze ich im Zug nach Lausanne. Mit dem Interregio geht es weiter nach Rolle, welches ich um 9:45 erreiche. Bei strahlend schönem Wetter beginne ich die Wanderung.

Zuerst weist der Wanderweg nach Nyon hinauf und weg vom Genfersee. Um mich nicht zu weit vom Genfersee weg zu bewegen, biege ich in den Veloweg ab. Auf dem Weg hat es viele verschiedene Felder: Reben, Getreide, Mais und noch viele anderen Arten. Nach ca. einer Stunde erreiche ich den Jakobsweg, der weiter unten durchgeht.

Der Jakobsweg nährt sich dem Genfersee, bleibt jedoch die ganze Zeit leicht in der Höhe. Der Weg geht durch Dully weiter nach Gland.
In Gland treffe ich auf einer Jakobspilger. Er kommt aus Augsburg und ist schon seit mehreren Tagen unterwegs. Wir beschliessen gemeinsam weiter zu gehen.

Auf dem Weg erzählt mir Hans, dass er nun schon zum zweiten Mal ein Stück des Jakobswegs laufe. Vor einem Jahr marschierte er bis nach Konstanz. Vor 16 Tagen sei er von Konstanz los gelaufen mit dem Ziel bis nach Genf zu laufen.
In Pragins will der Pensionär und ehemalige Bauaufseher in die Kirche gehen, um einen Stempel zu erhalten. Resigniert kommt er raus und meint, dass es hier wohl keinen Stempel gäbe. Auch im Gemeindehaus kann ihm niemand weiterhelfen. So schlimm sei es nicht, er hätte ja schon viele Stempel gesammelt.

In Nyon gehen wir zusammen Essen. Es bestellt einen Schüblig, nachdem ich ihm erklärt habe, das es sich dabei um eine Wurst handle. Ich gönne mit eine Portion Tortelloni. Nach etwa 30 Minuten Pause machen wir uns auf den Weg zum nächsten grösseren Ort und Tagesziel Coppet.

Nach total gut 27 Kilometer und 6h 10min Wanderzeit erreichen wir Coppet. «Jetzt bin ich von Konstanz bis hier in den Crocks gelaufen», meint Hans. Da frage ich mich echt, wie er das geschafft hat, nicht den ganzen Fuss voller Blattern zu haben.

Zum Schluss der Wanderung kühle ich mich kurz im Genfersee ab. Um länger zu baden, ist er mir noch etwas zu kalt.

Beim Bahnhof verabschiede ich mich von Hans und wünsche ihm eine gute Heimreise am nächsten Tag.
Auf dem Nachhauseweg strande ich fast in Yverdon-les-Bain. Es gäbe ein technisches Problem auf der Strecke nach Neuenburg und die weiterfahrt würde sich auf unbestimmte Zeit verschieben, wird in Französisch erklärt. Nach weiteren zehn Minuten heisst es, der Zug wäre gestrichen und wir sollten zurück nach Lausanne und dann über Bern fahren, wiederum nur in Französisch. Viele ältere Personen verstanden nichts und standen fragend da.
Ein Zug zurück nach Lausanne gibt es natürlich auch nicht und auch der Zug nach Fribourg fährt nicht. Die Anzeigetafel wechselte fast im Minutentakt zwischen «Ne montez pas» und «Lausanne». Kurze Zeit später tönt es durch die Bahnhofsdurchsage, es würden Ersatzbusse organisiert. Natürlich ist auch diese Durchsage nur auf Französisch. Nochmals einige Minuten später ertönt die Durchsage in wunderschönem Französisch, die Strecke sei wieder frei. Wir sollen den Zug nehmen, der eine Stunde später fährt. Die Verwirrung ist perfekt. Der Zug fährt mit zehn Minuten Verspätung ab und bringt mich ohne weitere Probleme nach St. Gallen. Dir Durchsagen im Zug werden professionell auf Französisch, Deutsch und Englisch gemacht, so dass sie auch wirklich jeder versteht.
Tipp: Es lohnt sich, Coppet einmal zu besuchen. Es ist ein wunderschönes Dorf und hat auch ein Schloss.
P.S. Der Titel ist vom französischen Schriftsteller Georges Duhamel.