7. Juli 2016
{:de}Es ist Montag, 4. Juli 2016. Der Kalender zeigt Neumond – ein optimaler Tag um auf den Furkapass zu steigen und dort zu schlafen. Nachdem mich der Wecker um 4:25 Uhr aus dem Bett geklingelt hat, ich die letzten Sachen gepackt und gefrühstückt habe, mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof. 5:37 fährt die S-Bahn los, um 9:25 erreiche ich Münster. Das Abenteuer kann beginnen.
Diesmal nehme ich nicht den Höhenweg – ich werde noch genug Höhenmeter zurücklegen – sondern den Rottenweg. Der ist ziemlich flach, weshalb ich nach bereits zwei Stunden Oberwald erreiche. Auf dem Höhenweg währen es fünf Stunden gewesen.
Kurz nach Oberwald beginnt der Aufstieg. Der Weg geht relativ steil mehr oder weniger der Rohne entlang hinauf nach Gletsch. Unterwegs begegne ich mehreren Wandern und es ergibt sich auch das eine oder andere Gespräch – gute Möglichkeiten eine Pause einzulegen.
Als ich in Gletsch eintreffe, werde ich von zwei Polizisten kontrolliert. «Kann ich mal einen Ausweis sehen?» Ob ich wegen dem neuen Bart schon kriminell aussehe? Oder gleiche ich vielleicht einen Gesuchten? Ich händige ihnen den Ausweis und führe ein kurzes Gespräch mit dem einen Polizisten, welcher sich für meine Wanderung interessiert. Da wird ihm wohl auch klar, dass ich nicht auf Drogen bin – wohl eher etwas Zuckermangel habe. Der andere kommt mit dem Ausweis zurück und meint, dass alles gut wäre.
Anschliessend hole ich mir einen Fladen im Restaurant und einen Eistee, um wieder Energie zu Tanken. In der Selbstbedienung quatscht mich ein Thurgauer Velofahrer an – er hätte mich beim Hochfahren gesehen – ich solle mich doch zu ihnen sitzen. Nach einem Gespräch mit den beiden Velofahrern aus Weinfelden – sie fahren morgen über den Furkapass – mache ich mich auf den Weg weiter zum Furkapass hinauf.
Der Weg führt der Eisenbahnschiene der Dampfbahn Furkabergstrecke entlang den Berg hinauf. Auf etwas über 2100 M.ü.M. fährt die Bahn in den Tunnel hinein und es beginnt der letzte steile Aufstieg.
Plötzlich pfeift es wie wild auf der anderen Seite des Bachs. Ein Murmeltier warnt die ganze Gegend vor mir. Kurze Zeit später sehe ich vier Murmeltiere die hektisch vor mir davonrennen. Etwas später erreiche ich mein Tagesziel – den Furkapass auf 2429 M.ü.M. Nach 24 Kilometern und 1100 Höhenmetern Aufstieg habe ich mir das mitgebrachte Sandwich mehr als verdient.
Auf dem Furkapass darf ich noch Fotos von zwei norwegischen Bikern machen – mit ihren Handys und Kameras – das auch wirklich auf jedem Gerät Erinnerungen drauf sind. Langsam wird es ruhiger auf dem Pass und die Sonne beginnt sich zu senken.
Bevor ich mich in den Schlafsack verkrieche – es wird langsam kälter – mache ich das Stativ bereit. Um Mitternacht stehe ich wieder auf und fotografiere den traumhaften Sternenhimmel. Der Furkapass ist einer der dunkelsten Stellen Europas und bei Neumond sieht man sogar von blossem Auge die Milchstrasse.
Etwa 30 Minuten später habe ich genug mit der Kamera experimentiert und lege mich schlafen.
Tipp: Das ganze Gebiet ist ein Traum – wer nicht gerade 1100 Höhenmeter zurücklegen will, kann auch mit dem Postauto oder der Dampfeisenbahn bis nach Gletsch fahren und von dort hinauflaufen. Wer nicht gerne hinauf läuft kann auch bis nach Belvédère fahren – den Rhonegletsche besichtigen und dann die etwa 30 Minuten bis zum Furkapass spazieren. Was sich auf jeden Fall lohnt es der Sternenhimmel auf dem Pass. Wer lieber drinnen schläft, kann auch mit einem Wohnmobil oder Auto auf dem Furkaspass übernachten und in der Nacht mal hinausgehen – das haben zwei anderen gemacht. Einmal ein Japanischer Paar im Wohnmobil und einmal ein Aargauer in seinem Auto. Bei Neumond ist die Lichtverschmutzung am geringsten – dann sieht man am meisten Sterne.